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Gott leidet mit

Gedanken zum Sonntag, 5. März 2023 

von Pfarrer Eckhard Sckell

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Im Angesicht des bevorstehenden Todes schreit Jesus am Kreuz verzweifelt diese Frage heraus. Diese Frage, die eigentlich gar keine Frage ist, sondern Klage. Ausdruck purer Verzweiflung.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Genau diese Worte hat nicht nur Jesus am Kreuz gerufen, sondern viele andere Menschen auch in ihrer Not. Es sind ursprünglich Worte aus den Psalmen. Psalm 22.
Dahinter steht die Frage: Wie kann Gott das Leid, diese Katastrophe zulassen? So fragen viele angesichts des Erdbebens in der Türkei und in Syrien, aber auch angesichts des Krieges in der Ukraine. Oder jetzt auch angesichts des schrecklichen Zugunglücks in Griechenland.
Für manche ist damit das Thema Gott komplett erledigt. Was kann das schon für ein Gott sein, der solches Unglück zulässt. Gott gibt es nicht!
Andere fragen: Warum greift Gott nicht ein? Kann er nicht? Oder will er nicht? Wenn er der allmächtige Schöpfer und Erhalter der Welt und des Lebens ist, dann müsste er doch jetzt eingreifen!
Gott ist nicht einfach der rettende Held, der in der Not zur Stelle ist. Wir erfahren ihn als den, der mitleidet und mittrauert. Jesus am Kreuz, der die größte menschliche Not erlitten und ausgehalten hat. Wir erfahren ihn als den, der unsere Klage hört, aber auch als den, den wir anklagen können und der sich über das Elend erbarmt. Gott ist Mensch geworden. Er weiß um das Elend des eigenen Lebens. Schließlich hat er ja selbst gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Wenn wir leiden, leidet Gott mit. Das ist für mich Trost.